70 Jahre SC Wörthsee – Teil 4
Interview mit Dr. Dr. Albrecht Deyhle und Herbert Gerber
„Eine Idee wird wahr – Packen wir’s an!“
oder Wie der Traum vom Vereinsheim realisiert wurde
In den Teilen 1 – 3 unserer Chronik zum 70-jährigen Jubiläum haben wir Rudi Gutjahr, Dirk Marsen und Ingrid Tippelt interviewt. Rudi war einer der ersten Fußballer beim SC Wörthsee, Dirk war Universal-Sportler, Funktionär und langjähriger Schriftführer und Ingrid eine Ausnahmeläuferin.
Dieses Mal haben wir uns mit unserem Ehrenmitglied Dr. Dr. Albrecht Deyhle und unserem Ehrenvorsitzenden Herbert Gerber getroffen, die beide in enger Zusammenarbeit das größte Projekt in der Geschichte des SC Wörthsee gestemmt haben, nämlich den Bau unseres Vereinsheims Albrecht-Deyhle-Haus, kurz und liebevoll „ADH“ genannt.
Für den SC Wörthsee wurde am 1. Oktober 2006 ein Traum wahr: der Bau des lang ersehnten Vereinsheims war realisiert! Vom ersten Ideenworkshop im August 2003 bis zur Einweihung am 1. Oktober 2006 vergingen nur 3 Jahre. Und das Beste war: das neue Vereinsheim konnte ohne öffentliche Subventionen gestemmt werden, denn die Gemeindekassen waren seinerzeit leer. „Nur der Tierschutzverein bekam noch etwas, damit die Gemeinde keine streunenden Hunde aufnehmen musste“, erinnert sich Herbert Gerber schmunzelnd.
Wie war es möglich, ein so großes Projekt in Rekordzeit zu realisieren?
Das Rezept der Beiden könnte wie folgt gelautet haben:
- Überzeuge die Vereinsmitglieder über die Notwendigkeit eines größeren Vereinsheims
- Suche nach Unterstützern innerhalb und außerhalb der Gemeinde
- Gründe einen Förderverein
- Erstelle ein gutes Finanz- und PR-Konzept
- Nehme motivierte und handwerklich versierte Vereinsmitglieder, die alle an einem Strang ziehen.
- Gehe als „Macher“ mit gutem Beispiel voran, lege die Milestones fest und
- mixe alles mit etwas Glück
Mit zwei der wichtigsten „Macher“ dieses Projektes haben wir uns über 10 Jahre später noch einmal im ADH getroffen: Albrecht Deyhle und Herbert Gerber!
„Meine erste Beziehung zum SC Wörthsee waren die Inserate für Controller-Akademie in den Vereinsnachrichten“, erinnert sich Albrecht Deyhle. Ansonsten hatte der der Finanz-Fachwelt deutschlandweit bekannte Controlling-Trainer, Coach und Lehrer mit Sport bis dato wenig „am Hut“ gehabt.
„Die Idee eines Sportzentrums mit Sportlerheim existierte schon lange“, erzählt uns Herbert Gerber. Einen Bebauungsplan hat die Gemeinde bereits Ende der 90er Jahre erstellt. Anlässlich des 50-jährigen SCW-Bestehens im Mai 1999 schloss der damalige Bürgermeister Hermann Dorbath seine Jubiläumsrede mit den Worten „wir unterstützen euch gerne, aber wir haben leider kein Geld für ein neues Sportlerheim“. Das trug nicht gerade zur Jubiläumsstimmung bei. Daher wurde fortan eine eher „kleine Lösung“ angestrebt.
2000 forderte Schriftführer Dirk Marsen in seinem Artikel „es muss etwas passieren“ eine baldige Lösung für den Verein. 2001 resümierte der Gemeinderat erneut: „Geld haben wir keins, aber bei der Planung werden wir euch unterstützen“. Glücklicherweise war gerade Wahlkampf und es sollte etwas passieren. Denn dieser Wahlkampf zur Kommunalwahl kam dem SC Wörthsee zugute.
Nachdem Peter Flach im Mai 2002 zum neuen Bürgermeister von Wörthsee gewählt wurde, machte er das Sportlerheim-Projekt „zur Chefsache“. Die finanziellen Rahmenbedingungen waren aber nach wie vor schlecht.
Eine Idee des Bürgermeisters war, einen „Runden Tisch“ ins Leben zu rufen. Zusammen mit dem Sportreferenten Robert Wihan brachte er auch Albrecht Deyhle, der 1994 nach Wörthsee gezogen war an diesen „Tisch“. Im Sommer 2003 bekam die Idee eines Fördervereins mit Albrecht Deyhle an der Spitze die ersten Konturen. Da Albrecht Deyhle weder Sportler noch „Baumensch“ war, erkundiget er sich erstmal, was er denn da machen solle. Für ihn war es wichtig, einen „guten Flow“ zu haben, damit man eine Begeisterungswelle starten könne und das schien ihm damals der Fall gewesen zu sein.
Kreisbaumeister Herr Rauscher hatte außerdem die gute Idee, das Vereinsheim als „Lärmschutzriegel“ parallel zur Straße zu bauen. Dafür wurde im Frühjahr 2002 ein Lärmschutzgutachten erstellt. Außerdem verlegte der Verein im Sommer 2002 das Hauptspielfeld etwas nach hinten, damit das Sportlerheim vorne als „Lärmschutzwand“ gebaut werden könne.
Herbert Gerber hatte mit seinem Vorstandsteam schon seit längerem an einer Planung für das Sportlerheim gearbeitet und konnte dafür den Architekten Jörg Steinert, der bereits Erfahrung mit dem Bau eines großen Vereinsheims in Planegg hatte, begeistern. Schriftführer Dirk Marsen kannte Jörg vom Vereinssport und brachte ihn ins Gespräch. Die ersten Pläne für eine Holzkonstruktion waren von Jörg Steinert schnell erstellt, was sehr wichtig für die nächsten Schritte war.
Ein wesentlicher Meilenstein war der 12. Januar 2004. An diesem Tag traf man sich in der Kellergaststätte der Wörthsee‘er Turnhalle mit dem Ziel, einen Förderverein zu gründen. „Das war die wichtigste Versammlung meines Lebens, die ich leiten durfte“, erinnert sich Herbert Gerber. Der Saal war mit ca. 80 Leuten rappelvoll. „Beinahe wäre ich dort nicht gewesen, da ich den Zugang zu dem Kellerraum an der Turnhalle nicht gefunden habe“, erzählt uns Albrecht Deyhle. „Kurz bevor ich wieder gehen wollte, zeigte mir eine Mutter den richtigen Weg zur Gaststätte im Tiefparterre. Wenn diese Mutter nicht gewesen wäre, wäre ich bei der Versammlung nicht erschienen und nicht Vorsitzender des Fördervereins geworden“, erinnert sich Albrecht Deyhle schmunzelnd.
Der Förderverein, der ein Garant für die Umsetzung des Mammutprojektes werden sollte, wurde an diesem Abend gegründet. Albrecht Deyhle wurde 1. Vorsitzender. Die weiteren drei Vorstandsmitglieder waren Christine Rose, Franz Polz und Matthias Fiedel. Als Beisitzer wurden Karl-Heinz Henrich, Rainer Gschnaidtner, Peter Legath, Alt -Bürgermeister Herrmann Dorbath und Klaus Schmidt gewählt. Herbert und Albrecht konnten fast alle Kandidaten durch „geschicktes Werben“ relativ schnell von der Mitarbeit in dem neuen Verein überzeugen.
„Nachdem der Förderverein gegründet war, war der Bau des Sportlerheims ein Selbstläufer“, resümiert Herbert Gerber. Albrecht Deyhle sieht das nicht ganz so, denn es musste ja noch die Finanzierung gestemmt werden. Man benötigte insgesamt mehr als eine halbe Million Euro für das Sportlerheim. 50.000 Euro „Startkapital“ stellte der SC Wörthsee aus Eigenmitteln zur Verfügung. Der Rest sollte durch Eigenleistung, Spenden und Fremdfinanzierung erbracht werden.
Als versierter Controller legte Albrecht Deyhle als erstes einen transparenten Finanzierungsplan mit „5 magischen Zahlen“ vor:
„100.000€ Eigenkapital, 150.000€ Eigenleistungen, 265.000€ Fremdkapital. Daraus folgen 9.000€ p.a. an Zinsen und 18.000€ p.a. an Tilgung“. Das war ein einleuchtendes Ziel, mit dem fortan gearbeitet wurde.
Im Februar 2004 nahm der Förderverein seine Arbeit auf und traf sich in monatlichen Sitzungen in der Etterschlager Controller-Akademie von Albrecht Deyhle, um Geld und Ideen für das Bauprojekt zu sammeln und umzusetzen.
Der Verein warb viele neue Mitglieder, man….
- überlegte sich publikumswirksame Events, wie z.B. das „Kuhfladenroulett“, den Kinderrundenlauf, den „Tag der der offenen Tür“ und den „Bierkastenpyramiden-Bau“,
- initiierte Fußballturniere und Herbstfeste mit schöner Untermalung durch die Blaskapelle Wörthsee, den Männergesangverein, den Tiger Willi, den „Singenden Reiter“ Fred Rai, Highway 96 u.v.m.
- kreierte ein spezielles Sponsoringkonzept mit den „12 Aposteln“,
- installierte einen Suppenstand auf dem Wörthsee‘er Christkindlmarkt und
- warb unzählige Spender.
„Die entscheidende Verkaufswirkung erzielte das Modell, das Martin Köhler gebaut hat“, erinnert sich Albrecht Deyhle. „Das habe ich immer rumgeschleppt und den Leuten präsentiert. Man konnte das Haus dadurch „begreifen““. Es handelt sich hier um das Schaumstoff-Modell, das heute immer noch im 1. Stock zu bewundern ist. Im Jahr 2004 sind Herbert Gerber und Albrecht Deyhle überall mit dem Modell rumgesaust, um Mitglieder für den Förderverein zu werben. Insgesamt konnten 250 Mitglieder gewonnen werden.
„Was macht man denn als erstes bei einem Bau?“, fragte Albrecht Deyhle im Frühjahr 2004 den Architekten Jörg Steinert. „Einen Spatenstich!“ antwortete dieser. Und Albrecht Deyhle schrieb daraufhin in einer Vorstandssitzung „Spatenstich am 19. September 2004“ an die Pinwand. Das war für viele überraschend und viel zu schnell. Aber Albrecht Deyhle setzte gerne ehrgeizige Ziele und so kam es dann auch: am 19. September 2004 erfolgte zusammen mit Bürgermeister Flach, Pfarrer Schnitzler, Albrecht Deyhle und Herbert Gerber der 1. Spatenstich“ für das neue Sportlerheim. An diesem Tag wurde auch das 1. Kuhfladenroulett durchgeführt, das eine Mordsgaudi war und dem Gewinner 1.000 Euro einbrachte. „Dieses Roulett wäre ohne die „Vermessungskunst“ von Herbert nicht möglich gewesen“, bemerkt Albrecht Deyhle. Herbert Gerber war damals im Hauptjob Leiter des Landsberger Vermessungsamtes und war damit mit der notwendigen Vermessungstechnik vertraut. Sein praktisches Wissen war nun für die genaue „Ortung des Kuhfladens“ und des Gewinner-Quadrats gefordert.
Und dann ging es „Schlag auf Schlag“ weiter mit dem Sportlerheim-Bau:
- September 2004: in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des SC Wörthsee stimmten die SC Wörthsee-Mitglieder für den Sportlerheim-Bau
- im Spätherbst 2004 wurde ein Darlehn über 160.000 Euro beim Bayrischen Sportverband BLSV beantragt. Dafür gab die Gemeinde eine Ausfallbürgschaft (mehr war aufgrund der schwierigen Finanzlage nicht möglich)
- im Februar 2005 wurde der Bauantrag genehmigt
- am Februar 2005 erfolgte die Grundsteinlegung
„Da gab es Streit!“, erinnert sich Albrecht Deyhle sehr genau. Die beiden ortsansässigen Baggerfahrer konnten sich nicht einigen, wer den Grundstein legen darf. „Dann mach ich das!“, sagt er. Da konnte ihm keiner widersprechen. Der Controller Albrecht Deyhle nahm dafür extra „Baggerführerunterricht“ und konnte so am 27.2.2005 den Grundstein feinfühlig mit der Baggerschaufel in das vorbereitete Erdloch hieven, wo er heute auch noch liegt und unter einer Glasscheibe im ADH-Gastraum zu sehen ist.
Weiter ging es:
- am 29. April 2005 mit dem Baubeginn für die Bodenplatte in Eigenarbeit
- am 15. Juli 2005 war bereits Richtfest, da die Holzelemente in Fertigbauweise geliefert und schnell zusammenmontiert werden konnten
- am 17. Juli 2005 war „Tag der offenen Tür“ für alle Vereinsmitglieder und interessierte Wörthsee’er.
„2005/2006 kam die lange Periode der Samstage mit intensiven Arbeitsdiensten“, erinnert sich Herbert Gerber. Die Außenverschalung, der gesamte Innenausbau und die Dämmung standen an. Hierüber führte Arno Wischnewski akribisch ein Bautagebuch. Arno war Baufachmann leitete zusammen mit Jörg Steinert sehr gut das heterogene Bau-Team.
„Übrigens mussten alle Leistungen ausgeschrieben werden, der Holzrahmenbau sogar im Staatsanzeiger“, erzählt uns Herbert Gerber. Der Bau war schließlich mit öffentlichen Mitteln fremdfinanziert worden.
Parallel wurde ein Bauausschuss beim SC Wörthsee installiert, der sich mit der Auswahl der Inneneinrichtung, Sanitärobjekte und Farben etc. beschäftigte. Hier musste Herbert Gerber auch öfters beschwichtigend eingreifen. Als einmal die Fenster in grün anstelle rot gestrichen werden sollten, empörte sich ein Vorstandsmitglied: „das sehe ja wie ein Jagdhaus aus“ und ging wutentbrannt nach Hause. „Jetzt haben wir ein Jagdhaus“, erzählte Herbert einem Spezl. Unser Mitglied Franz Freymann nahm diese Idee beim Bau auf und nagelte einen Rehbock an die Vorderseite des ADH. „Diesen Rehbock ließ man bewusst dort hängen, um nun ein „Jagdhaus“ zu haben“, erzählt uns Herbert Gerber schmunzelnd.
Alle „12 Apostel“ wurden von Albrecht Deyhle persönlich geworben und gefunden und sind bis heute auf einer Dankestafel im ADH verewigt. Besonders zu erwähnen ist, dass die „12 Apostel“ innerhalb von nur 7 Jahren das Darlehn von 160.000 Euro zurückzahlten. Darüber hinaus gab es noch viele Spender für einzelne Sanitär-Objekte, wie z.B. Duschen, Waschbecken, Armaturen etc. Alle Spendernamen sind ebenfalls für die Nachwelt im ADH verewigt.
Was war rückblickend das Schönste an dem Bau für die beiden „Macher“?
„Das Schönste an dem Bau war die innere Zufriedenheit nach getaner Arbeit. Wenn wir am Samstag-Nachmittag zusammen gesessen sind so um 16 Uhr und haben ein Bier getrunken und das Geschaffte bewundert. Wir haben dann auch die nächste Woche geplant mit Material, Zeiten, Leute etc.“, sagt uns Herbert Gerber etwas stolz.
Für Albrecht Deyhle war das Schönste, dass „die Menschen gekommen sind. Man kann ja keine Befehle erteilen. Alles beruhte auf Freiwilligkeit. Es waren immer ausreichend Leute da und das hat super gepasst“, sagt er uns. Junge und alte Mitglieder, Rentner, Nachbarn….
Albrecht Deyhle hat alle Bau-Brotzeiten gesponsert, was ihm wichtig war, „denn die Leute sollten ja nicht noch selber was zum Essen mitbringen“. Albrecht Deyhle, der noch nie zuvor auf einer Baustelle gearbeitet hat, war damals Anfang 70 und packte jeden Samstag selbst mit an. Auch beim Dachdecken ließ er sich nicht abhalten, in schwindelnder Höhe selbst Hand anzulegen.
Wichtig für Albrecht Deyhle war auch „die gute Öffentlichkeitsarbeit, die wir zusammen mit Christine Radwan gemacht haben“. Mindestens jedes Vierteljahr erschien ein Artikel „rund um das Sportlerheim“ in der lokalen Presse. Gute Kontakte zu Journalisten, wie z.B. zu Frau Setzwein von der Süddeutschen Zeitung, waren ebenso vorhanden.
„Wir haben nur dann Geld ausgegeben, wenn Geld in der Kasse war“, sagt Herbert Gerber. Nur einmal gab es einen kurzen finanziellen Engpass, der aber dank unseres Förderverein-Vorsitzenden überwunden wurde.
Dr. Dr. Albrecht Deyhle war und ist ein Glücksfall für die Gemeinde Wörthsee und den SC Wörthsee. Er zog 1994 nach Etterschlag, um seine Controller Akademie von Gauting zu verlagern. Die Bedingungen in Etterschlag waren für ihn perfekt: für seine Seminarteilnehmer gab es genügend Unterkünfte in der Pension Geierhof, einen Mittagstisch beim „Alter Wirt“ sowie ein „Romantisches Bauernhaus“ für seine Seminare. Er baute das Bauernhaus in ein „Controller-Schulhaus“ um, suchte sich dazu noch ein privates Wohnhaus und wurde Bürger von Wörthsee. Nach und nach nahm Albrecht Deyhle Kontakt zu den Bürgern und Vereinen auf. Erst wurde er Mitglied bei der Blaskapelle, die er beim „Neujahrsblasen“ kennenlernte, dann bei der Feuerwehr, im Schützenverein und schließlich im Männergesangverein, wo er heute noch mitsingt. Beim SC Wörthsee ist er seit 2004 Mitglied.
Die Entscheidung, das neue Sportlerheim „Albrecht-Deyhle-Haus“ zu nennen, wurde intern im SCW- Vorstand schon im Frühjahr 2004 getroffen. Mit seiner Einweihungsrede am 1. Oktober 2006 machte Herbert Gerber die Namensgebung publik. „Den „Dr. Dr.“ von seinem offiziellen Namen habe man weggelassen, da das nicht üblich sei“, erinnert er sich. Albrecht Deyhle findet es im Übrigen sehr schön, dass das Sportlerheim heute nur kurz „ADH“ genannt wird.
Es passte damals alles zusammen: im Alter von 69 Jahren hat Albrecht Deyhle im Dezember 2003 als Trainer mit seinen Seminaren aufgehört. Der Altersunterschied zu seinen sehr viel jüngeren Seminarteilnehmern erschien ihm nun zu groß. Außerdem hatte er genügend Nachwuchstrainer „an Bord“, die seine vielen Seminare übernehmen konnten.
Parallel dazu kamen Sportreferent Wihan und Bürgermeister Flach im Sommer 2003 auf Albrecht Deyhle mit der Bitte zu um Abhaltung des bereits beschriebenen Workshops sowie um die Übernahme des Vorsitzes eines noch zu gründenden Fördervereins.
Knapp 4 Jahre später wurde im Albrecht-Deyhle-Haus Im Januar 2007 der Sportbetrieb mit Gymnastik, Yoga, Energy Dance, Ballett u.v.m. aufgenommen. Vorher musste noch die Fluchttreppe realisiert werden. Auf Bitten eines Gemeinderats baute man noch einen behindertengerechten Aufzug, der viel Geld kostete und bis heute leider nur selten benutzt wird. Die Behinderten, die im ADH Sport machen, zeigen meist viel Ehrgeiz und ziehen sich lieber an der Innentreppe in die 1. Etage hoch. Dadurch bleibt der Aufzug praktisch unbenutzt. Selbst Dirk Marsen, der während der Bauphase unglücklicherweise einen Schlaganfall erlitt, steigt aus seinem Rollstuhl aus und nutzt lieber die Treppe.
Nach der Eröffnung Januar 2007 waren auch Albrecht Deyhle und Herbert Gerber sofort mit dabei und nahmen an den Sportkursen im ADH teil, wie z.B. Gymnastik, Rückentraining oder Yoga. „Ich wollte schon auch das Haus oben in Betrieb nehmen“, erinnert sich Albrecht Deyhle, „nicht als Fußballspieler, aber wenn man beteiligt war am Bau desselbigen weiß man auch, was unter der Decke ist“.
Nach einem Jahr Pause ging es im Frühjahr 2008 mit dem Bau des Nebengebäudes weiter. „Wir haben nicht gewusst, was wir Samstag machen sollen“, sagt Herbert Gerber lächelnd. Und das ging „ruckzuck“ zusammen mit Martin Polz aus Walchstadt, der den Holzrahmen lieferte. Das Team war eingespielt und die Innenarbeiten waren weniger aufwendig als beim ADH. Einer der Höhepunkte war das Dachdecken. „Ich hätte Dachdecker werden sollen“, erinnert sich Albrecht Deyhle. Denn wie sein Orthopäde zwischenzeitlich feststellte, war sein rechtes Bein 3 cm kürzer als sein linkes und dadurch konnte er auf der Dachschräge sehr gut laufen.
Schon im Herbst 2008 war dann Einweihung der „kleinen Schwester“ des ADH.
Im April 2009 wurde vor dem ADH noch das „Minispielfeld“ eingeweiht, das der DFB mit Erlösen der WM 2006 sponsorte. „Das brachte am Anfang einige Probleme mit den Nachbarn wegen des Lärms“, erinnert sich Herbert Gerber. Es konnte aber zwischen Gemeinde und den Anwohnern ein Kompromiss mit vernünftigen Nutzungszeiten gefunden werden.
Im November 2011 hatte der Förderverein seine Arbeit getan. Dank der „12 Apostel“ und der vielen Spender war der Kredit für das ADH abbezahlt. Es war sogar noch etwas Geld übrig, das „zweckgebunden für das ADH“ auf den SC Wörthsee übertragen wurden. Nach genau 50 Vorstandsitzungen wurde am 28.11.2011 auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der Förderverein aufgelöst. Es gab nur eine Gegenstimme. Somit war die 90%ige Mehrheit erreicht, die für eine Auflösung notwendig war.
Im Frühjahr 2019 feierte Albrecht Deyhle seinen 85. Geburtstag. Kurz nach seinem Geburtstag stürzte er beim Ausstieg aus seinem Auto und brach sich ein Bein. Er verbrachte seitdem lange Zeit in der Reha. Auf der ADH-Baustelle ist ihm glücklicherweise nie etwas passiert 😊
Wir danken Albrecht Deyhle und Herbert Gerber ganz herzlich für den „kleinen Ausflug in die Geschichte des SC Wörthsee‘s“. Das Interview haben wir am 18. November 2019 im ADH geführt.
Wir wünschen unseren beiden Ehrenmitgliedern alles Gute und weiterhin beste Gesundheit!
Matthias Fiedel und Hans-Erdmann v. Roedern